Das sind ganz normale junge Menschen

MeinTestgelände bietet die Plattform, die Jugendlichen bestimmen den Content. So verstehen wir Partizipation.

Wie bringen wir eigentlich junge Menschen dazu, sich mit Geschlechterthemen zu beschäftigen, daraus Texte und Videos zu produzieren und sich dann damit – oftmals mit vollem Namen – auf einer Website zu präsentieren? Die Antwort ist einfach: gar nicht! Würden wir Jugendliche zu Beiträgen „bringen“, wären es nicht mehr authentisch ihre Beiträge und das Gendermagazin wäre dann doch ein von Fachkräften gesteuertes. Das aber war nie und ist nicht unsere Intention. Wir stellen die Plattform und laden ein, die Jugendlichen befüllen ihre Plattform dann eigenständig. Brauchen sie Unterstützung, sind wir da. Können und wollen sie selbständig partizipieren, befürworten wir das uneingeschränkt. Möchten sie Themen oder den Aufbau von Texten oder Videos mit uns besprechen: sehr gerne! Wenn nicht: genauso gut! Trotzdem ist natürlich nicht wahllos, wie die Seite mit Beiträgen bespielt wird. Unsere Steuerungsaufgaben, um Jugendlichen eine Genderplattform zur Verfügung zu stellen, sind

  • möglichst unterschiedliche Jugendliche und junge Erwachsene zu finden und einzuladen, ihre Meinung und ihre Sichtweisen öffentlich zu machen. Dabei geht es sowohl um die Bereitstellung gleicher Partizipationsmöglichkeiten als auch um Intersektionalität
  • Jugendlichen die Möglichkeiten nahezubringen, die unser Gendermagazin ihnen bietet: Möglichkeiten der Exploration, der politischen Bildung, der Partizipation und des Austauschs mit anderen Jugendlichen
  • Zugänge und Kontakte zu Jugendlichen zu finden und sie so anzusprechen, dass sie fühlen, dass sie gemeint und gewollt sind
  • unser Angebot dort und auf eine Weise öffentlich zu machen, wo und dass Jugendliche es finden können und sich angesprochen fühlen
  • die Beitragsplanung und –veröffentlichung so zu gestalten, dass die Seite stets viele verschiedene Themen und Facetten präsentiert und auch darüber das gesamte Spektrum von Geschlechterfragen, die Jugendliche bewegen, sichtbar wird und bleibt
  • Jugendliche zu schützen wo es notwendig ist: wir veröffentlichen keine Beiträge von jungen Menschen unter 16 Jahren. Wenn wir Themen heikel finden im Sinne von „ist sich der junge Mensch bewusst, dass diese Selbstauskünfte dann im Netz sind und ggf. durch Kopieren Dritter auch bleiben?“ sprechen wir entsprechend mit dem Menschen; alle Jugendlichen haben die Möglichkeit, anonym ihre Beiträge zu veröffentlichen oder sich einen Namen zu geben, unter dem sie bei mT mitwirken
  • Beiträge wieder zu löschen, wenn Jugendliche sich nicht mehr gut fühlen damit
  • die Autor*innen jährlich für eine gemeinsame jugendkulturelle Woche (#gelände) zusammen zu bringen und ihnen damit zu ermöglichen, sich über ihre Themen auszutauschen und ein Gefühl gemeinsamer Verantwortung für meinTestgelände zu stärken.

Knapp 60 Autor*innen und 30 Redaktionen von Jugendlichen haben bis heute meinTestgelände gestaltet durch ihre Beiträge, nahezu 800 Beiträge sind bislang zusammen gekommen (Stand Sommer 2020). Ihre Motivationen sind sehr unterschiedlich, haben aber einen gemeinsamen Nenner: Geschlechterthemen beschäftigen und belasten Jugendliche auf vielfältige Weisen und sie suchen nach einem Ort, dem Stimme zu geben und nach außen zu gehen mit all den Nöten und Ängsten, den Fragen und dem Druck, den sie erleben. Dieser Ort soll da sein, wo Jugendliche sich bewegen: das WWW. Und es soll ein Ort der Selbstbestimmung sein, wo ihnen niemand (vor)sagt, was relevant ist, niemand in die Beiträge eingreift, niemand wertet. Je mehr die Seite wächst und Jugendliche einen Blick darauf werfen, ehe sie sich beteiligen, umso deutlicher wird natürlich auch den jungen Menschen das Profil und die Möglichkeiten, die meinTestgelände für sie bietet. Es gibt auf meinTestgelände ausschließlich die Beiträge der jungen Menschen, keine Kommentierungen durch bspw. Fachkräfte oder andere Jugendliche, keine fachlichen Rahmungen der Aussagen, die Beiträge stehen je ausschließlich für sich. Auch das macht das Gendermagazin für junge Menschen attraktiv. Eine weitere Motivation liegt in der „Abgeschiedenheit“ von meinTestgelände von den eigenen Social Media Seiten, den persönlichen Auftritten und Selbstpräsentationen im Netz. Sehr selten erleben wir, dass Autor*innen ihre Beiträge oder die anderer Jugendlicher auf ihren eigenen FB- oder Instagramprofilen teilen. Sie wollen sich öffentlich äußern, sie wollen aber auch bestimmen, ob ihre Communities das mitbekommen sollen und meistens entscheiden sie sich dagegen zum eigenen Schutz. MeinTestgelände ist thematisch speziell genug, um nicht gleich über eine Internetsuche gefunden zu werden, das bietet Öffentlichkeit und Schutz zugleich.

Die Verweildauer von Jugendlichen auf meinTestgelände ist so unterschiedlich wie die Themen, die sie bewegen: manche schicken uns einen einzigen Beitrag, manche sind nun schon seit sieben Jahren dabei, manche kommen zu uns, gehen dann ein paar Jahre weg und tauchen wieder auf, wenn sie ein neues Thema bewegt. Manche schreiben mehrere Beiträge pro Monat, andere senden uns 1-2 Beiträge pro Jahr. Manchmal bringen wir uns in Erinnerung und fragen nach, oftmals kommen die Beiträge inzwischen von alleine. Wichtig für unser Konzept ist, Jugendlichen all dies offen zur Verfügung zu stellen, weil das unser Partizipationsverständnis ist: eure Seite, eure Beiträge, eure Themen, euer Tempo, eure Zugänge. Wir bieten die Plattform und ihr bespielt sie, wie ihr wollt.

Wie wir mit Jugendlichen und Redaktionen in Kontakt gekommen sind, lesen Sie hier.