Auf meinTestgelände sind alle Autor*innen virtuell vereint, auf dem jährlichen Jugendkulturevent #gelände treffen sie sich live. Beide Formen gehören zusammen.
Braucht eine Onlineplattform face to face Begegnungen?
Diese Frage beschäftigt uns seit Projektbeginn. Online und Offline stellen für uns mittlerweile nicht mehr nur Erlebnisräume dar, die miteinander verschränkt werden müssen. Die jungen Autor*innen haben uns gezeigt, dass beide Räume in einer Symbiose gesehen werden können, die synergetische Kräfte erzeugt. Dies geschieht immer dann, wenn Jugendliche und junge Erwachsenen erfahren, dass mensch nicht alleine ist mit den Jugend- und Lebensthemen, mit erlebten Schmerzen und Abwertungen, mit der Verarbeitung gesellschaftlicher Erwartungen und Zuschreibungen. Auf meinTestgelände ist zu erleben, wie Jugendliche gemeinsam über die Erfahrungen sprechen und Gedanken sowie Gefühle in Videos, Songs oder Texte gießen können. Dazu erhalten sie online oder auch offline Feedbacks der anderen und präsentieren die Ergebnisse der eigenen und gemeinsamen Auseinandersetzungen auf der „Bühne im Netz“.
Wie bereits in dem Artikel „Das sind Jugendliche“ beschrieben, haben wir zwei große Marktplätze kreiert, auf denen meinTestgelände stattfindet:
- die Onlineplattform, auf der sich ca. 30 jugendliche Redaktionsgruppen und 60 Autor*innen beteiligen und inzwischen 800 Beiträge eingereicht haben (Stand 2020) und
- diverse Treffen, allen voran das jährlich stattfindende #gelände, wo 70 Plätze, fünf Tage und jeweils 6-7 jugendkulturelle Workshops zur Verfügung stehen. Darüber hinaus bieten wir kleinere Workshops für Jugendliche an, die thematisch im Zusammenhang stehen mit redaktionellen Arbeiten für das Gendermagazin.
Wie gehören die beiden Teile zusammen? Warum denken wir, dass eine Onlineplattform Begegnungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Netz und in Bildungsstätten braucht? Zumal es eingeübte Praxis vieler heute ist, sich nicht nur selbst im Netz zu präsentieren mit Videos und Fotos, die das eigene Leben, den Lifestyle oder auch Interessen veröffentlichen, sondern sich auch zu treffen und auszutauschen im Netz, indem geliked, kommentiert und kommuniziert wird in den sozialen Netzwerken. Begegnungen im Netz sind für junge Menschen ebenso real wie Treffen auf der Straße, im Jugendclub oder in der Schule. Insofern geht es uns bei der Kombination von Webauftritt und gemeinsamen Workshops nicht darum, virtuelles und reales Leben der Jugendlichen zusammen zu führen, sondern unterschiedliche Begegnungsformen miteinander zu verknüpfen.
Unsere Autor*innen haben die Möglichkeit, sich über das Gendermagazin virtuell gegenseitig kennenzulernen, indem sie neben ihren eigenen auch Beiträge von anderen Jugendlichen ansehen und gerne auch feiern. Auch das ist eine Form des Begegnens und des Kennenlernens. Treffen sie sich dann in unseren Workshops und auf dem #gelände, dann kennen sie sich teilweise schon von ihren Profilen und Beiträgen auf meinTestgelände und haben eine erste Verbindung miteinander, die von Wertschätzung und Respekt und dem Wissen um ähnliche thematische Interessen getragen wird. Im gemeinsamen Arbeiten dann – an einem Tisch, an einem gemeinsamen Produkt (Theaterclip, Song, Tanz, Graffiti …) treffen sie persönlich zusammen. Sie diskutieren Standpunkte, lernen voneinander, inspirieren sich gegenseitig, reflektieren ihre eigenen Positionen, finden Standpunkte und erfahren, dass es viele Jugendliche gibt, die sich mit Geschlechter- und bspw. Rassismusthemen beschäftigen.
Jede*r einzelne junge Mensch wird darin gestärkt, sich mit den eigenen Produkten im Gendermagazin online zu zeigen,
- weil auf den Treffen nicht nur Autor*innen anwesend sind, sondern auch andere interessierte Jugendliche, Workshopleitende, Betreuer*innen und das meinTestgelände-Team
- weil die Zusammensetzung der jeweiligen Veranstaltung möglichst heterogen gestaltet ist (unterschiedliche Städte und Regionen Deutschlands, verschiedene Herkünfte, Körper, Geschlechter …)
- weil neue jugendkulturelle Praktiken erlernt werden können
- weil sich ein gemeinsamer Spirit entwickelt, der die Einzelnen empowert und Kraft gibt.
Insofern braucht nicht nur eine Onlineplattform face to face Begegnungen, sondern die gemeinsamen Begegnungen finden mit dem Gendermagazin eine präsentable Bühne, sich der Welt zu zeigen.
Was auf dem #gelände passiert, lesen Sie hier.