meinTestgelände zeigt Vielfalt: Vielfalt der Autor*innen, Redaktionen und Themen. Das geht nicht von allein.
Wie wir bei meinTestgelände Vielfalt herstellen und wer sich beteiligt
Ein Blick auf meinTestgelände zeigt: es sind sehr unterschiedliche Jugendliche, die sich beteiligen. Insbesondere Jugendliche, die aus verschiedenen Gründen vermehrt von Abwertung und Ausgrenzung betroffen sind, finden ihren Weg ins Gendermagazin. Wie wir das machen? Das ist unsere besondere Qualität und unser Alleinstellungsmerkmal im Reigen vieler Websites und Projekte, die Jugendliche ansprechen oder jugendliche Beiträge veröffentlichen und es ist kein Zufall sondern aktiv herbei geführt und konzeptionell unterfüttert.
Was aktuell in Pädagogik und Politik unter dem Begriff der Vielfalt proklamiert und als Ziel für (nicht nur) geschlechtergerechtes Handeln formuliert wird, zeigt sich auf meinTestgelände in der Zusammensetzung der beteiligten Autor*innen und Redaktionen von Anfang an: Gestartet sind wir mit einer Redaktionsgruppe aus Jungen muslimischen Glaubens (HeRoes Duisburg), die sich mit kulturellen und religiösen Männlichkeitsanforderungen auseinander setzen, mit einer Gruppe von Jugendlichen unterschiedlicher Geschlechter und Herkünfte, die sich mit Rassismus und Sexismus beschäftigen (Was geht Almanya) und einer Gruppe von jungen Menschen mit Handicaps, die sich in einer Schreibwerkstatt zusammen geschlossen haben. Den Jugendlichen der ersten beiden Gruppen war gemein, dass sie ob ihres nicht als „deutsch“ anerkannten Aussehens und/oder ihrer Glaubenszugehörigkeit in Verbindung mit ihrem Geschlecht massiv und immer wieder mit Beschimpfungen, Vorurteilen und Ausgrenzung konfrontiert waren und sie wenig öffentlichen Raum fanden, diese Beeinträchtigungen und das damit verbundene Leid auszusprechen und Gehör zu finden. Die jungen Menschen der dritten Gruppe (story teller) fanden bis dato kaum Möglichkeiten, ihre Texte und damit ihre Sichtweisen auf das Leben außerhalb von Behindertenorganisationen und -plattformen sichtbar zu machen. MeinTestgelände bot ihnen allen eine Plattform sichtbar zu werden, sich mit all den negativen Zuschreibungen auseinander zu setzen und dem eigene Standpunkte und Sichtweisen öffentlich entgegen zu setzen.
Andere Zugänge fanden Redaktionsgruppen über das Medienthema: jeco bspw. arbeitete bereits viele Jahre mit Jugendlichen medienpädagogisch. Die Beschäftigung mit Geschlechterthemen erweiterte und veränderte die medienpädagogische Arbeit. Schul- und Jugendbildungsprojekte sahen in meinTestgelände die Möglichkeit, die Ergebnisse ihrer Arbeit öffentlich zu machen und fanden darüber Anstöße, Geschlechterthemen in den Blick zu nehmen.
Wir haben von Anfang an gezielt sehr breit gesucht, weil wir wussten:
- es gibt so viele Jugendliche, die stumm sind und/oder stumm gemacht werden, weil sie als wenig relevant abgestempelt werden und das wissen
- nur, wenn ein Angebot von Anfang an diese Jugendlichen und Gruppen einbezieht und sichtbar macht, gelingt es, auch die zu beteiligen, die ansonsten keine Lobby und keinen Platz haben – nur zu sagen, wir sind offen für alle Jugendliche reicht einfach nicht aus. Gerade Jugendliche mit Ausgrenzungserfahrungen müssen sehen, dass sie gemeint sind, müssen eingeladen und Wert geschätzt werden, müssen die Nachricht erhalten: wir wollen dich/euch explizit, ihr seid nicht mitgemeint sondern steht im Zentrum.
Unsere Hypothese war: Jugendliche, die viele Möglichkeiten haben, sich Gehör zu verschaffen, weil sie weniger Abwertungen unterliegen, gut vernetzt sind, technisch ausgestattet und Zugang zu verschiedensten Jugend- und –bildungsangeboten haben, werden leichter selbst den Weg auf meinTestgelände finden bzw. sich gemeint fühlen. Den Anderen müssen wir in der Ansprache, im aktiven Such, im Tun, in der Konzipierung und dem Aufbau der Seite aktiv zeigen, dass das ihre Plattform genauso sein soll.
Das Konzept ist aufgegangen. Die Anwesenheit und Sichtbarkeit vieler Jugendlicher mit sichtbarer Migrationsgeschichte, junger Menschen mit Handicaps, Jugendlicher unterschiedlicher sexueller Orientierungen und Geschlechter haben die Plattform meinTestgelände aktiv eröffnet für viele Jugendliche, die sich hier erkannten, bevor sie selbst aktiv wurden und die sich genau dadurch eingeladen fühlen. Vielfalt anzustreben und tatsächlich abzubilden bedeutet: sich darüber klar zu werden, was unter Vielfalt verstanden wird, Ziele bzgl. der gewünschten Personengruppen zu formulieren, aktiv zu steuern, diese Gruppen zu erreichen und ihnen respektvoll und anerkennend zu begegnen und das kontinuierlich.
Wir suchen aufmerksam in den sozialen Netzwerken, auf genderbezogenen und jugendkulturellen Seiten und auf Jugendportalen nach jungen Menschen und Jugendgruppen, die wir einladen, ihre Sichtweisen auf meinTestgelände zu präsentieren. Wir bieten allen die Möglichkeit, sich auf dem jährlich stattfindenden #gelände zu treffen und gemeinsam Workshops zu machen. Gerade diese persönlichen Begegnungen, die wir in der Zusammensetzung der jeweiligen Gruppe ebenso auf Vielfalt ausrichten (wir versuchen immer, keine Mehrheitsgruppe herzustellen), bestärken nochmal das Gefühl, gleichwertig willkommen zu sein.
Wie es uns gelingt, auch alle Geschlechter einzubeziehen, lesen Sie hier.