Zu Männlichkeiten mit „Comics“ arbeiten

Comics sind cool, Comics selber machen noch cooler. Wie damit zu Männlichkeiten arbeiten zeigt diese Methodeneinheit

Bei Comics ist alles erlaubt und möglich und mit dieser künstlerischen Ausdrucksform ermöglichen Sie den Teilnehmenden, alle Möglichkeiten zeichnerisch auszugestalten. Durch das Zeichnen einer Geschichte entstehen neue Perspektiven und die kreativ tätige Person erfährt, dass eine Geschichte neu erzählt werden kann. Gedanken und Gefühle können symbolisch dargestellt werden. Alternativen können entwickelt werden, wie eine Geschichte anders weitergehen kann, z.B. die Person in der Geschichte springt und verletzt sich schwer oder was passiert, wenn er betrunken zu sich geht und seine Freundin alleine nach Hause fährt.

Eine Hürde kann für Teilnehmende sein, dass sie denken, nicht ausreichend gut zeichnen zu können. Diese könnten in einer Kleingruppenarbeit die Zeichnungen colorieren oder die Texte in den Bildern (Gedanken oder Sprechblasen) schreiben.

Ein geschlechterpädagogischer Aspekt, der stark für die Arbeit mit Comics spricht, ist die zeichnerische Inszenierung von Geschlecht. Hier gibt es viele Möglichkeiten und Ansätze, um mit den Teilnehmenden ins Gespräch zu kommen, warum Abbildungen oft stereotyp sind und welche anderen Gestaltungsmöglichkeiten ebenfalls Platz haben könnten. Comics arbeiten mit etablierten Registern von Geschlecht bzw. arbeiten sich daran ab und weisen Körper als Träger kultureller Einschreibungen aus. Oft reproduzieren Comics nur Rollenbilder, in dieser Einheit können mehrere Bilder gefunden werden, die der Geschichte jeweils eine neue Wendung geben können.

Vorbereitung: Sesselkreis, Beamer, Rechner, WLAN, Papier (A4 und A3 zur Wahl für Einzelarbeit und A1 für Kleingruppen), Zeichen- und Malstifte, Aquarellfarben und Pinsel

Durchführung:

Sehen Sie gemeinsam mit der Gruppe das Video „Schaf im Wolfspelz“ (https://www.meintestgelaende.de/2020/06/schaf-im-wolfspelz/) an. Im Anschluss fragen Sie die Teilnehmenden, wie ihnen das Video gefallen hat.

Die Geschichte dient als Grundlage für die Arbeit an Comicgeschichten. Überlegen Sie gemeinsam mit den Teilnehmenden, welche Formen sie interessieren. Es gibt mehrere Möglichkeiten, Geschichten in Comicform abzubilden und entweder alleine oder in Gruppen zu arbeiten. Folgende Varianten sind Vorschläge, die Sie den Teilnehmenden anbieten können.

Variante Einzelarbeit:

Die Jugendlichen bekommen alle je ein A4 bzw. A3-Blatt, auf dem sie 4-5 Rahmen zeichnen. Die Rahmen können unterschiedlich groß sein. Irgendwo sollte Platz für den (gezeichneten) Titel und den Namen sein. Die Jugendlichen sollen sich überlegen, welche Elemente der Geschichte sie zeichnen wollen. Es können ruhig mehrere Comics zu einem Element gezeichnet werden, dadurch wird die künstlerische Interpretation eines Themas gut sichtbar.

Die Comics müssen keinen Text haben, aber es gibt natürlich die Möglichkeit, Abduls Gedanken und mögliche Gespräche durch Gedanken- oder Sprechblasen mit Text zu füllen.

Variante Kleingruppenarbeit:

Die Jugendlichen teilen sich in Kleingruppen ein. Jede Gruppe bekommt ein A4 bzw. ein A3-Blatt, auf dem sie 4-5 Rahmen zeichnen. Die Rahmen können unterschiedlich groß sein. Irgendwo sollte Platz für den (gezeichneten) Titel und ihre Name sein. Die Jugendlichen sollen sich überlegen, welche Elemente der Geschichte sie zeichnen wollen. Es können ruhig mehrere Comics zu einem Element gezeichnet werden, dadurch wird die künstlerische Interpretation eines Themas gut sichtbar.

Die Comics müssen keinen Text haben, aber es gibt natürlich die Möglichkeit, Abduls Gedanken und mögliche Gespräche durch Gedanken- oder Sprechblasen mit Text zu füllen.

In diesem Format haben manche Jugendlichen die Möglichkeit mitzuarbeiten, aber vielleicht nur mit Ideen teilzuhaben, weil sie nicht gerne zeichnen.

Beispielcomics:

Der oberste Comic auf dieser Seite zeigt, wie ein Dialog gestaltet werden. Das kann ein Beispiel für ein Gespräch des Erzählers mit seinem Freund oder seiner Freundin sein.

https://www.reprodukt.com/comics-machen-ubersetzung/#pid=2

In diesem Comic wird ein Problem dargestellt, das letztendlich in einem Scheitern mündet. Das könnte als Beispiel für das Darstellungen von schwierigen Situationen dienen und wie sie ausufern könnten.

https://kulturendeskomischen.files.wordpress.com/2014/04/linus.png (ohne Text)

Auf dieser Seite wird gezeigt, wie es aussehen kann, wenn eine Figur eine Geschichte erzählt

https://scivisto.com/de/wissenschaft-als-comic-teil-1/

Zur vertiefenden Arbeit mit Comics:
https://www.kunst.realschule.bayern.de/fileadmin/user_upload/kunst_rs/2_Angewandte_Kunst/Comic/AH_Comic.pdf

Variante Comic online erstellen

Mit der Website Canva (www.canva.com, Anmeldung erforderlich!) können die Jugendlichen online Comics erstellen. Mittels einfacher Bedienung können sie einzelne Frames sowohl mit vorgefertigten Bildern und Elementen füllen als auch eigene Bilder hochladen und mit vorgefertigten Elementen sowie Text versehen.

Beispielbild mit Canva (erstellt vom Autor):

Auswertung

Achten Sie darauf, dass es nicht zu einer Wettbewerbssituation kommt, jedes Werk ist wertzuschätzen. Selbstverständlich haben nicht alle dieselben zeichnerischen Fähigkeiten.

Was steht mehr im Vordergrund: der Text oder die Zeichnung?

Analysieren Sie in der Gruppe, wie die Figuren dargestellt wurden. In der Geschichte kommen Männer und Frauen vor. Wenn Szenen erzählt wurden, wie wurden die Personen darin dargestellt? Welche Geschlechterstereotype finden sich darin oder sind sie neutral gehalten? Strichfiguren haben beispielsweise kein Geschlecht, wie werden sie gelesen? Sind in allen Comics die Figuren gleich und wenn nein, warum sind sie unterschiedlich? Welche Vorstellungen in Bezug auf Geschlecht hatten die Teilnehmenden von den Figuren?

In weiterer Folge können die einzelnen Figuren gemeinsam gezeichnet werden.

Methode „Instagram-Story“

Mit Instagram kann mittels Fotos oder kurzer selbst erstellter Videos die Geschichte „Schaf im Wolfspelz“ nacherzählt werden. Die einzelnen Bilder bzw. Videos können mit diversen Elementen (u.a. Text, GIFs, Effekte) erweitert gestaltet werden. Jugendliche sind da meistens die Expert*innen ihrer eigenen Lebenswirklichkeit und bringen sicher gute Ideen ein.

Trotzdem sollten Sie selbst sich im Vorfeld damit beschäftigen, falls Sie sich nicht sattelfest in Sachen Instagram-Stories fühlen. Hier finden Sie eine Anleitung zum Erstellen einer Instagram-Story:
https://blog.hubspot.de/marketing/tipps-wirksame-instagram-stories

Wenn Sie diese Methoden mit Ihrer Gruppe arbeiten, dann erfahren Jugendliche, wie sie ihre eigenen Gedanken darstellen und ihre Geschichten erzählen können. Sie erhalten die Möglichkeit, die Zuschreibungen an ihr eigenes Geschlecht zu reflektieren und mögliche Konflikte künstlerisch oder darstellerisch zu bearbeiten und so Widersprüche sichtbar zu machen. Darüber hinaus bekommen sie Raum, über Geschlecht und eventuell damit verbundene Erwartungen zu diskutieren und neue Handlungsspielräume kennenzulernen.