Thema Rassismus -Einleitungstext

Mädchensein im Kontext rassistischer Erfahrungen/Anfeindungen

In einem Experiment „[…]dem Fahrraddiebstahl-Test (Bike Theft Test) – sollen in einem öffentlichen Park nacheinander ein weißer Akteur, ein Schwarzer Akteur und eine weiße Akteurin ein Fahrradschloss mit den gleichen Werkzeugen aufbrechen. Obwohl die drei Personen dasselbe tun, ergibt sich ein Spektrum von Reaktionen. Der junge weiße Mann wird beäugt, einige Passant*innen fragen nach. Insgesamt aber bleibt er bei seinem Vorhaben, das Fahrrad zu entwenden, relativ unbehelligt. Anders die Reaktionen beim jungen Schwarzen Mann. Sie sind sofort aggressiv und maßregelnd. Die einzelnen, zumeist weißen Parkbesucher*innen, finden sich schnell zu Gruppen zusammen. Sie versammeln sich, um über die Aktion des jungen Mannes zu sprechen, offenbar auch, um ihn aus dem Schutz der Gruppe heraus zu bedrängen. Sie mobilisieren sich gegenseitig, die Polizei anzurufen. Einige schreiten körperlich ein und versuchen den Mann daran zu hindern, weiter am Fahrradschloss zu sägen. Ganz im Gegensatz dazu wird der jungen weißen Frau fast so etwas wie Wohlwollen entgegengebracht. Sie wird gefragt, ob sie Unterstützung brauche, und obwohl sie gesteht, dass es gar nicht ihr Fahrrad sei, erklären sich vor allem männliche Parkbesucher bereit, ihr beim Schlossknacken behilflich zu sein. Es scheint so, als würde der Akt des Stehlens – ausgeführt von einer jungen weißen Frau – als harmlos und sogar belustigend wahrgenommen werden.“1

Das Experiment zeigt auf, dass Menschen nicht nur unterschiedliche Erfahrungen entlang rassifizierter Merkmale aufzeigen, sondern auch weitere Faktoren, in diesem Falle die Kategorie Geschlecht, eine Rolle spielen, wie die Umwelt auf die Taten Einzelner reagiert. Dieses Zusammenspiel wird auch als intersektionale2 Verflechtungen bezeichnet. Das bedeutet, dass verschiedene Menschen unterschiedliche Erfahrungen machen was Privilegien und Ausschlüsse anbetrifft. So erfahren weiße Frauen* z.B. Sexismus, haben jedoch ein Privileg bezüglich Rassismus, können jedoch, wenn sie lesbisch sind, wiederum einen Ausschluss bezüglich Homophobie erleben usw. Dabei erleben Personen diese Erfahrungen nicht im Einzelnen, sondern als eine Art Überkreuzung der Kategorien im Ganzen. Eine Schwarze Frau* im Rollstuhl erfährt beispielsweise eine Behandlung, die an alle drei Kategorien geknüpft ist (Rassismus, Geschlecht und sogenannte Behinderung). Wenn eine Person einen Ausschluss erlebt, ist es daher für sie schwer manchmal zu unterscheiden, welche Art von Diskriminierung gerade geschehen ist, oder vordergründig steht. Daher wird in diesem Zusammenhang auch von Mehrfachdiskriminierung gesprochen, da viele Faktoren ineinander übergreifen.

Erfolgt innerhalb der Bildungsarbeit eine Auseinandersetzung mit Diskriminierung, so muss die intersektionale Betrachtung mit einfließen, die aufzeigt, dass Teilnehmende aus vielen verschiedenen Facetten bestehen und daher unterschiedliche Erfahrungen bezüglich Ausschlüsse und Privilegien machen. Nur so ist es möglich die Komplexhaftigkeit von Zugehörigkeiten und ihren Auswirkungen auf die alltäglichen Erfahrungen der Teilnehmenden zu verstehen und mit ihnen zu arbeiten.

Intersektionalität ist daher auch das leitende Motiv für die vier Module, die Teil dieser Einheit sind.


1Auma, Maureen Maisha: Rassismus, eine Definition für die Alltagspraxis: http://raa-berlin.de/wp-content/uploads/2019/01/RAA-BERLIN-DO-RASSISMUS-EINE-DEFINITION-F%C3%9CR-DIE-ALLTAGSPRAXIS.pdf 2018: Seite 4.

2Der Begriff der Intersektionalität wurde von der US-amerikanischen Juristin Kimberle Crenshaw geprägt. Sowohl innerhalb ihres Berufes, als auch als Schwarze Frau machte sie die Erfahrung, dass einzelne Diskriminierungsformen nicht voneinander trennbar betrachtet werden können, sondern in ihrer Gesamtheit gesehen werden müssen. So macht eine weiße Frau mit Behinderung bspw. eine andere Form von Diskriminierung durch, als eine schwarze arme Frau. Beide sind jedoch von Mehrfachdiskriminierungen betroffen. Crenshaw, Kimberle Williams: Mapping the margins: intersectionality, identity po-litics and violence against women of colour. In: Stanford Law Review. Vol. 43, No. 6.1991, 1241–1299

Modul I „Rassismus_Privilegien_Bündnisse“

schaut sich zunächst einleitend an, wie Rassismus, unter Berücksichtigung von Privilegien definiert werden kann und welche Rolle dabei eine Verknüpfung mit anderen Diskriminierungsformen spielen kann. Des Weiteren geht es der Frage nach, was es bedarf, um zu lernen rassismuskritisch zu handeln und ein Ally (Verbündete*r) zu sein.

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Modul II „Wo kommst du eigentlich her?“

beschäftigt sich nicht nur mit dieser rassifizierenden Frage, sondern greift auch die Thematik des antimuslimischen Rassismus und der Verbindung zur Kategorie Gender auf.

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Modul III „Weißsein und Verantwortung“

schaut sich aus der Perspektive des Kritischen Weißseins an, inwieweit und wann historisch betrachtet Sexismus als Vorwand benutzt wurde, um Rassismus zu legitimieren. Die damit einhergehende Diskursverschiebung führte nicht nur eine verstärkende Gesetzesänderung z.B. im Asyl- und Aufenthaltsrecht herbei, sondern veränderte auch die gesellschaftliche Stimmung insbesondere Schwarzen Männern* und Männern* of Color gegenüber, die unter Generalverdacht bezüglich sexualisierter Gewalt gestellt wurden.

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Modul IV „Empowerment“

richtet sich an Mädchen* und junge Frauen*, die Rassismus und Sexismus und andere Diskriminierungen erleben. Es geht der Frage nach, welche Strategien für den eigenen Alltag ausgearbeitet und angewandt werden können, um mit den gemachten Erfahrungen besser umgehen zu können und zu lernen sich eigene Freiräume zum Erholen zu schaffen.

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Die einzelnen Methoden der Module sind für Anfänger*innen geeignet und können daher mit Teilnehmenden durchgeführt werden, die sich (theoretisch) noch nicht mit den einzelnen Thematiken beschäftigt haben. Manche Methoden sind jedoch explizit für Teilnehmende angelegt, die bestimmte persönliche Erfahrungen, wie z.B. die Erfahrung mit Sexismus aufweisen, um eine Runde zu schaffen, in der es möglich ist sich auf eine tiefgehende und empowernde Weise mit den eigenen Diskriminierungserfahrungen auseinanderzusetzen.


Diskriminierung kann sich in unterschiedlichen Formen äußern. Sei es durch Sprache, durch Blicke, durch (Gewalt-)Taten, oder strukturelle Ausschlüsse und Benachteiligungen. Da sich die einzelnen Diskriminierungsformen wie Sexismus, Rassismus, Homo- und Transphobie, Klassismus, Altersdiskriminierung und Benachteiligung von Menschen mit Handicaps und chronischen Krankheiten durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurchziehen und systematisch erlernt werden, sind wir alle darin involviert. Wir alle lernen von Kleinauf was als “normal” und was als davon “abweichend” verstanden wird. Auch die Bildungsarbeit und alle, die daran beteiligt sind, sind Teil davon. Als Fachkräfte/Lehrende/Multiplikator*innen stehen wir nicht außerhalb von Diskriminierungen. Wir sind Teil der Gesellschaft und haben auch eine diskriminierende Sprache, diskriminierende Ideen und Vorstellungen von wie Menschen, die in Gruppen eingeteilt werden, zu sein haben. Vieles geschieht unbewußt und unabsichtlich, da wir uns der Realität anderer Menschen nicht bewußt sind, weil wir sie nicht selber erleben. Trotzdem können unsere Taten andere verletzen. Bevor ich also mit anderen pädagogisch arbeiten kann, muss ich mir meiner eigenen Position und deren Auswirkungen bewußt werden. Welche Erfahrungen habe ich und wie beeinflussen sie meine Arbeit? Auch ist der Raum, in dem wir und die Menschen, mit denen wir arbeiten nicht frei von Diskriminierungen. Hier gilt es auch die eigenen Reaktionen zu reflektieren und diese gegebenfalls in der Zukunft anzupassen.

Die Module verfolgen darum auch Ansätze der eigenen Reflektion und Weiterbildung.
Die Anleitungen dafür sind den jeweiligen Modulen zu entnehmen.

Diskriminierung kann sich in unterschiedlichen Formen äußern. Sei es durch Sprache, durch Blicke, durch (Gewalt-)Taten, oder strukturelle Ausschlüsse und Benachteiligungen. Da sich die einzelnen Diskriminierungsformen wie Sexismus, Rassismus, Homo- und Transphobie, Klassismus, Altersdiskriminierung und Benachteiligung von Menschen mit Handicaps und chronischen Krankheiten durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurchziehen und systematisch erlernt werden, sind wir alle darin involviert. Wir alle lernen von Kleinauf was als “normal” und was als davon “abweichend” verstanden wird. Auch die Bildungsarbeit und alle, die daran beteiligt sind, sind Teil davon. Als Fachkräfte/Lehrende/Multiplikator*innen stehen wir nicht außerhalb von Diskriminierungen. Wir sind Teil der Gesellschaft und haben auch eine diskriminierende Sprache, diskriminierende Ideen und Vorstellungen von wie Menschen, die in Gruppen eingeteilt werden, zu sein haben. Vieles geschieht unbewußt und unabsichtlich, da wir uns der Realität anderer Menschen nicht bewußt sind, weil wir sie nicht selber erleben. Trotzdem können unsere Taten andere verletzen. Bevor ich also mit anderen pädagogisch arbeiten kann, muss ich mir meiner eigenen Position und deren Auswirkungen bewußt werden. Welche Erfahrungen habe ich und wie beeinflussen sie meine Arbeit? Auch ist der Raum, in dem wir und die Menschen, mit denen wir arbeiten nicht frei von Diskriminierungen. Hier gilt es auch die eigenen Reaktionen zu reflektieren und diese gegebenenfalls in der Zukunft anzupassen.

Die Module verfolgen darum auch Ansätze der eigenen Reflektion und Weiterbildung. Die Anleitungen dafür sind den jeweiligen Modulen zu entnehmen.

Fehlerfreundlichkeit: Trotz allem müssen wir versuchen fehlerfreundlich miteinander umzugehen. Wenn Teilnehmende die Bereitschaft mitbringen sich mit Diskriminierungen und Privilegien auseinandersetzen zu wollen, dann muss das in einem Raum passieren, indem auch Fehler möglich sein dürfen und passieren können, sei es in der Sprache, der Denkweise, oder den Taten. Das heißt nicht, das sich alle in einem Raum befinden, in dem Diskriminierungen tatenlos akzeptiert werden, sondern, dass das Verhalten kommentiert und wenn nötig kritisiert wird, ohne die Auseinandersetzung gleich abzubrechen. Denn das Verlernen von eigenem diskriminierenden Handeln und Denken ist eine Lebensaufgabe und gleicht eher einem Marathon, als einem kurzen Sprint.