Es brauchte neue und ungewöhnliche Kooperationen, damit meinTestgelände online gehen konnte. Und es hat funktioniert.
Als Voraussetzung dafür, dass es uns mit dem Genderportal meinTestgelände gelang, unterschiedlichste Jugendliche zusammen zu bringen und einen gesellschaftlichen Querschnitt abzubilden, wurden ungewöhnliche Organisationskonstellationen zusammengefügt. Diese ermöglichten erst, dass wir unsere Arbeit dergestalt breit ausrichten konnten.
Wer schon einmal mit Verwaltungen gearbeitet hat, weiß, wie schwer es sein kann, notwendige Kooperationen abteilungsübergreifend zu gestalten.
Wer die Geschichte von Mädchen*arbeit und Jungen*arbeit kennt, weiß, wie viel gegenseitige Skepsis darin steckt und wie das bis heute oftmals die Zusammenarbeit behindert.
Zwei Abteilungen in einem Ministerium und zwei Bundesarbeitsgemeinschaften, die sich je entschließen zu kooperieren, damit etwas Neues entstehen kann: das Gendermagazin meinTestgelände.de baut auf eben jene beiden neuen Kooperationsstrukturen auf und hätte ohne diese nicht so gelingen können.
Zwei Abteilungen – ein Projekt
Aber von Anfang an: als der Beirat „Jungenarbeit“ in der Gleichstellungsabteilung des BMFSFJ installiert wurde, um Jungenleben und -themen näher zu beleuchten, wurde ein Instrument installiert, das, ob des Alters der beteiligten Jungen und des Themas (Lebenslagen und Männlichkeitsthemen), ebenso gut in die Abteilung Kinder und Jugend gepasst hätte. In der Gleichstellungsabteilung war 2010 das neue Referat „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer“ geschaffen worden. Dadurch gelangte die Zuständigkeit für (männliche) junge Menschen, für die bis dato eher die Kinder- und Jugendabteilung zuständig war, auch in die Gleichstellung. Mit der Verantwortung für den Girls Day/Boys Day war zuvor bereits ein Programm in der Gleichstellung verortet worden, das auch Jugendliche adressiert.
So lag es nahe, war aber bis dato unerprobt, dass sich die Referate „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer“ und „Kinder- und Jugendplan“ abteilungsübergreifend zusammen tun und gemeinsam das neue Projekt auf den Weg bringen und fördern. Für uns bedeutete das die große Chance, meinTestgelände sowohl in der Gleichstellungslandschaft als auch in der Kinder- und Jugendhilfe verorten zu können. Gleichzeitig war die Förderung durch zwei Abteilungen auch eine Herausforderung, weil jede Abteilung eigene Ziele und Vorstellungen bzgl. der Ausrichtung des Projekts hatte, die nicht unbedingt immer in die gleiche Richtung wiesen. Jedenfalls gelang durch die Kooperation der beiden Abteilungen, meinTestgelände soweit auszustatten, dass das Projekt eine gute Entwicklungsgrundlage bekam.
Zwei BAGs – ein Projekt
1999 wurde die BAG Mädchenpolitik gegründet als erster bundesweiter Zusammenschluss von Organisationen der Mädchenarbeit. 2010 – also 11 Jahre später – folgte die Gründung der BAG Jungenarbeit in ähnlicher Struktur und Ausrichtung. 2011 begannen gemeinsame Gespräche der beiden BAGs mit den jugendpolitischen Sprecher*innen der Fraktionen im Bundestag und Vertreter*innen des BMFSFJ bezüglich möglicher Projektförderungen. Anfang 2012 konnten wir gemeinsam ein erstes Projekt beantragen (fair_play http://www.bag-jungenarbeit.de/fair_play) und durchführen. Ab 2013 begannen wir dann mit dem zweiten gemeinsamen Projekt meinTestgelände. Die beiden BAGs hatten bis dato noch nicht viele Berührungspunkte. Es bestand aber der beidseitige Wunsch, sich als Organisationen und Kolleg*innen kennenzulernen und auszuloten, wie und wo kooperiert und gemeinsam gehandelt werden könnte. Die Abschlusstagung von fair_play bot eine erste Gelegenheit dazu. Das Konzept und der Antrag zum Projekt meinTestgelände wurde dann bereits von beiden Vorständen gemeinsam entwickelt und von beiden BAGs getragen. Aus fördertechnischen Gründen konnte nur ein Träger den Projektantrag stellen, der andere wurde Kooperationspartner*in. Gemeinsam entschieden die beiden BAGs, dass die BAG Jungenarbeit Projektträger werden solle, was trotz der gemeinsamen Entscheidung strukturell ein Ungleichgewicht in der Verantwortung für das Projekt erzeugte. Auch, dass meinTestgelände als Jungenwebsite startete, machte die Kooperation nicht einfacher. Es brauchte eine Struktur, die verlässliche Grundlage für gemeinsame Entscheidungen und die Begleitung des Projekts gewährleistet.
Vor Projektbeginn 2013 wurde eine Steuerungsgruppe installiert, in der die Vorstände beider BAGs von Beginn an kontinuierlich meinTestgelände flankierten. In dieser Gruppe mit den gemeinsamen Zielen bzgl. der Entwicklung des Projekts konnten Vertrauen und Kooperation wachsen, was sich auch auf die Annäherung der BAGs insgesamt positiv auswirkte. Die im Rahmen von meinTestgelände durchgeführten Fachtage und Gespräche im Ministerium bieten regelmäßig Gelegenheiten, zusammen aufzutreten, Vertrauen zueinander zu stärken und gemeinsame Belange geschlechtersensibler Pädagogik zu identifizieren und zu vertreten, ohne den Auftrag und Fokus auf die eigenen Zielgruppen zu verlieren.
Die Kinder- und Jugendabteilung ist die dritten Förderphase nicht mehr mitgegangen, aber die fünfjährige Unterstützung hat uns geholfen uns in der Kinder- und Jugendhilfe zu etablieren.
Die Kooperation der BAGs hat sich durch das gemeinsame Projekte gefestigt, gleichzeitig hat eben diese Kooperation das Projekt sicher getragen.
Wenn Sie mehr wissen wollen, wie meinTestgelände konzipiert ist, lesen Sie hier.